Das Schulmuseum Middelhagen, ein Teil der Museumsgesellschaft Mönchgut-Granitz, bietet den Älteren unter uns eine einzigartige Möglichkeit, in ihre eigene Kindheit zurückzureisen. Beim Betreten des Museums fühlt man sich sofort in vergangene Zeiten versetzt und erinnert sich an die Schulzeit von damals. Die jüngere Generation hingegen staunt ungläubig und empfindet eine gewisse Ehrfurcht vor den alten Schulmethoden und -materialien. Wer mehr über dieses faszinierende Erlebnis erfahren möchte, kann im RügenInsider-Blog von Ostseeappartements Rügen einen detaillierten Bericht mit beeindruckenden Fotos finden.
Ein Blick zurück: Der Schulalltag vor hundert Jahren auf der Halbinsel Mönchgut
Der Schulalltag vor hundert Jahren auf der Halbinsel Mönchgut war geprägt von einer einfachen und traditionellen Bildungsmethode. In einer Einklassenschule wurden alle Schüler verschiedener Altersgruppen gemeinsam unterrichtet. Der Lehrplan umfasste grundlegende Fächer wie Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch praktische Fähigkeiten wie Handarbeit und Landwirtschaft. Der Unterricht erfolgte oft in Form von mündlichen Erklärungen und gemeinsamen Übungen, da es nur begrenzte schriftliche Materialien gab. Die Schüler saßen in Reihen vor dem Lehrer, der mit Hilfe von Tafeln und Wandtafeln den Unterricht gestaltete.
Hinter der äußerlich unscheinbaren, weiß gestrichenen Fassade des im Jahr 1825 errichteten Schulhauses verbirgt sich eine faszinierende Welt voller Geheimnisse. Betritt man das Gebäude, erwartet einen nicht etwa eine verstaubte und langweilige Atmosphäre, sondern eine angenehme Überraschung. Zwar hallt noch immer das charakteristische Knarren der alten Dielen durch die Gänge, doch dies verleiht dem Ort einen besonderen Charme. In den dunklen Räumen finden sich nicht nur die engen und harten Bänke vergangener Tage, sondern auch eine beeindruckende Sammlung alter Karten, Bilder, Bücher und anderer historischer Exponate, die es zu bewundern gilt. Das Schulhaus atmet Geschichte und lädt Besucher dazu ein, in eine längst vergangene Zeit einzutauchen. Doch es gibt noch mehr zu entdecken…
In Middelhagen können Besucher bis Ende Oktober jeden Dienstag und Mittwoch um 10 Uhr und 11.30 Uhr eine einzigartige Erfahrung machen: Sie können an den historischen Unterrichtsstunden im Museum teilnehmen. Ein Highlight dabei ist Ina Stöckmann, eine Museumsmitarbeiterin, die ehrenamtlich die Mönchguter Kindertrachtengruppe leitet. In ihrer Rolle als „Fräulein Lehrerin“ führt sie die neugierigen kleinen und großen Besucher in den originalgetreu erhaltenen Klassenraum und bietet ihnen eine authentische Unterrichtserfahrung.
In vergangenen Zeiten wurde in diesem Ort eine bemerkenswerte Form des Unterrichts praktiziert, bei dem Knaben und Mädchen unterschiedlichen Alters gemeinsam unterrichtet wurden. Eine interessante Beobachtung war, dass die jüngsten Schülerinnen und Schüler im vorderen Teil des Raumes saßen, während die älteren hinten platziert wurden. Sollte die Anzahl der Kinder zu groß sein, wurde der Unterricht in zwei Teile aufgeteilt: am Morgen für die älteren Kinder, damit sie im Anschluss bei den elterlichen Arbeiten auf dem Hof helfen konnten, und danach für die jüngeren Kinder.
Durch ihre außergewöhnliche Anmut und einer faszinierenden Präsenz verzaubert das „Fräulein Lehrerin“ ihr Publikum mühelos und entführt es mit beeindruckender Authentizität in das malerische Mönchgut des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit ihren scheinbar mühelosen Bewegungen und ihrem tiefgreifenden Verständnis für die historische Epoche erweckt sie die Vergangenheit zum Leben und lässt die Zuschauer in eine vergangene Zeit eintauchen.
Fritz Worm war ein herausragender Lehrer und Heimatdichter in Deutschland, der von 1892 bis zu seinem Ruhestand an der Volksschule Alt Reddevitz auf der Insel Rügen tätig war. In seiner langjährigen Karriere widmete er sich leidenschaftlich der Erforschung und Bewahrung der Ur- und Frühgeschichte der Region. Durch seine archäologischen Ausgrabungen trug er maßgeblich zum Verständnis der Vergangenheit bei. Darüber hinaus setzte er sich intensiv mit den überlieferten Sitten, Bräuchen, Sagen, Sprache und Kleidung der Bewohner auseinander. Mit seinem umfangreichen literarischen Werk und seinen kulturellen Aktivitäten trug Fritz Worm dazu bei, die Halbinsel Mönchgut über die Grenzen Rügens hinaus bekannt zu machen.
Fräulein Ruth Bahls ist eine bemerkenswerte Frau, die eine bedeutende Rolle bei der Entstehung der Mönchguter Museumslandschaft gespielt hat. Durch ihr engagiertes Wirken und ihre langjährige Leitung der Mönchguter Museen hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heute noch eine Fülle an wertvollen Artefakten aus der Region Mönchgut vorfinden können. Ihre wissenschaftliche Arbeit und ihre aufrichtige Verbundenheit mit ihrer Heimat haben es ermöglicht, dass wir ein reiches Erbe bewahren können. Darüber hinaus verdanken wir Fräulein Bahls die Eröffnung des Schulmuseums Middelhagen im Jahr 1986.
In ihren unterhaltsamen Vorträgen sorgt Frau Stöckmann mit kleinen Anekdoten aus den Geschichtsbüchern für Staunen und Lacher. Dabei entführt sie die Zuhörerinnen und Zuhörer in vergangene Zeiten und erzählt von kuriosen Ereignissen und witzigen Begebenheiten. Ihre lebendige Art des Vortragens lässt die Geschichte lebendig werden und vermittelt ein Gefühl für die damalige Zeit. Besonders interessant ist auch die Möglichkeit, sich selbst an Schiefertafel und Griffel auszuprobieren, was einen Einblick in den Schulalltag vergangener Generationen ermöglicht. Zudem stellt Frau Stöckmann augenzwinkernd den Rohrstock als einstiges „Erziehungsinstrument“ vor, wobei sie selbstverständlich nur leicht zum Spaß zuschlägt. Eine verblüffende Tatsache, die kaum zu glauben ist, offenbart sich dabei: Während die Prügelstrafe in den Schulen Ostdeutschlands bereits im Jahr 1949 abgeschafft wurde, dauerte es in Westdeutschland bis 1973, bis diese Form der Bestrafung ebenfalls abgeschafft wurde.
Das Schulmuseum Middelhagen bietet seinen Besuchern eine faszinierende Reise in die Vergangenheit des Schulwesens. Mit einer Vielzahl von Ausstellungsstücken und interaktiven Displays ermöglicht das Museum den Gästen, das Schulleben vergangener Zeiten hautnah zu erleben. Von historischen Schulbänken bis hin zu alten Schultafeln bietet die Sammlung einen umfassenden Einblick in die Entwicklung des Bildungssystems. Von Mai bis Oktober haben Interessierte die Möglichkeit, das Museum von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr zu besuchen und in die spannende Welt der Schulgeschichte einzutauchen.